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„Es ist wichtig, aus Ebola zu lernen“

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Seit knapp zwei Jahren kämpft die Demokratische Republik Kongo gegen die Ebola-Epidemie. Tritt bis Mitte April 2020 kein neuer Fall auf, kann der Ausbruch offiziell als beendet erklärt werden. Doch jetzt gefährdet der neuartige Coronavirus die Menschen in der DR Kongo, erste Fälle wurden bereits bestätigt. Wir sind seit Jahren im Land aktiv und leisten Nothilfe. Guido Krauss, Leiter des Projektbüros in Goma, berichtet im Interview über die aktuelle Situation vor Ort.

Seit vielen Jahren ist die Diakonie Katastrophenhilfe in der DR Kongo aktiv. Können die bisherigen Hilfsprojekte gegen Ebola auch dabei helfen, die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen?

Seit dem Ausbruch der Ebola-Epidemie im Sommer 2018 haben wir umfangreiche Hygienemaßnahmen in den betroffenen Gebieten eingeführt. So wurden zum Beispiel Handwaschstationen aufgestellt und an der Grenze, in öffentlichen Gebäuden und auch in Gesundheitseinrichtungen müssen sich die Leute die Temperatur messen lassen. Diese Maßnahmen werden auch jetzt noch an vielen Orten umgesetzt, da die Epidemie noch nicht als beendet erklärt wurde. Da viele notwendige hygienische Vorsichtsmaßnahmen gegen das Ebolavirus denen gegen das Coronavirus sehr ähneln, setzen wir diese Hilfe nicht nur fort, sondern verstärken sie auch wieder.

Auch die Diakonie Katastrophenhilfe hat Handwaschstationen aufgestellt. Werden diese ebenfalls erhalten bleiben?

Ja. An vielen Orten werden die Stationen jetzt auch als Schutz gegen das Coronavirus weiter genutzt. Ständiges Händewaschen trägt ja nicht nur dazu bei, eine Ansteckung mit Ebola oder Corona zu verhindern, sondern ist auch gegen viele andere Krankheiten wirksam, die durch Kontakte übertragen werden.

Die Bevölkerung ist jetzt schon seit knapp zwei Jahren strengen Hygiene-Vorschriften ausgesetzt. Wie kommen die Menschen damit zurecht und wie gut sind die Vorschriften überhaupt umsetzbar?

Es ging den Leuten in der DR Kongo nicht anders als vielen Menschen heute weltweit, die mit dem Coronavirus konfrontiert sind. Man ist Viren ausgesetzt, die man nicht sehen kann. Es hat damals eine Weile gedauert, bis die Menschen flächendeckend die strengen Vorschriften akzeptiert und angenommen haben. Gut wurden die notwendigen Schritte vor allem dort umgesetzt, wo die Bevölkerung in die Planung und Umsetzung der Vorschriften involviert war. So bald die Menschen - vor allem die Verantwortungsträger in der Gemeinschaft, in Kirchen und Schulen - von der Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit der Maßnahmen überzeugt werden können, sind viele Leute bereit, ihrem Beispiel zu folgen. Es ist jetzt wichtig, auch aus den Schwächen der Ebola-Hilfe zu lernen und zu versuchen, das Vertrauen der Bevölkerung herzustellen und sie in die Maßnahmen mit einzubinden.

Wird der Coronavirus von den Menschen als Gefahr wahrgenommen?

Natürlich war man auch hier informiert, als die ersten Fälle des Coronavirus in Asien und dann in Europa aufgetaucht sind. Doch da schien Corona noch weit weg. Seit dem 10. März ist der Virus aber auch in der Hauptstadt Kinshasa angekommen. In den vergangenen Tagen wurden dann auch erste Fälle in Provinzen im östlichen Teil des Landes registriert.

Die meisten Leute stellen sich jetzt nicht mehr die Frage, ob es eine Gefahr ist, sondern eher, wie schlimm die Katastrophe den Kongo treffen wird.

Könnte das kongolesische Gesundheitssystem eine solche Katastrophe auffangen?

Seit Jahrzehnten gibt es kein gut funktionierendes Gesundheitssystem, es gibt nur sehr wenige Intensivbetten oder Beatmungsgeräte und zu wenig geschultes Personal in den Krankenhäusern. Inzwischen wurde in der DR Kongo der Notstand ausgerufen. Eine Ausgangssperre, die für die Hauptstadt Kinshasa zunächst angekündigt war, wurde wieder zurückgenommen. Es gab wohl Befürchtungen, dass das bereits marode System dann komplett zusammenbrechen würde. Ausgangssperren würden hier vor allem die Ärmsten in der Bevölkerung treffen, jene, die sprichwörtlich von der Hand in den Mund leben und oft nur bis zum nächsten Tag planen können.

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