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Gründung des Centre for Humanitarian Action

zurück Von Christian Huber

Gemeinsam mit der Maecenata Stiftung haben Ärzte ohne Grenzen, Diakonie Katastrophenhilfe und Caritas international ein unabhängiges Zentrum für Humanitäre Hilfe, das Centre for Humanitarian Action (CHA) ins Leben gerufen. Anfang Juli wurde es in einer kleinen Feierstunde ins Leben gerufen.

vlnr. Martin Quack, Dr. Rupert Graf Strachwitz (Vorstand, Maecenata Stiftung), Andrea Hitzemann (CHA Programmbeirat, Caritas international), Christian Huber (CHA Programmbeirat, Diakonie Katastrophenhilfe), Philipp Frisch (CHA Programmbeirat, Ärzte ohne Grenzen)

vlnr. Martin Quack, Dr. Rupert Graf Strachwitz (Vorstand, Maecenata Stiftung), Andrea Hitzemann (CHA Programmbeirat, Caritas international), Christian Huber (CHA Programmbeirat, Diakonie Katastrophenhilfe), Philipp Frisch (CHA Programmbeirat, Ärzte ohne Grenzen)

Als ich vor etwa zwei Jahren im März 2016 nach fast zehn Jahren in Krisen- und Konfliktregionen meine neue Stelle bei der Diakonie Katastrophenhilfe in Berlin begonnen hatte, wurde mir nach ein paar Wochen bewusst, dass die deutsche Humanitäre Hilfe sehr stark auf sich selbst bezogen ist. Es war die Zeit vor dem ersten Humanitären Weltgipfel in Istanbul, in dessen Vorbereitung viele Organisationen, darunter auch die Diakonie Katastrophenhilfe, eingebunden waren. Die Bundeskanzlerin, der Außenminister und der Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sollten alle nach Istanbul reisen. Einige der zentralen globalen Herausforderungen der Humanitären Hilfe standen auf der Agenda – doch vielen von uns fehlten relevante Anknüpfungspunkte, Inhalte und ein wirklicher Einfluss auf die großen aktuellen Debatten. Dagegen behandelten wir in unseren Diskussionen mit großem Sachverstand und Detailwissen Themen wie deutsche Geberrichtlinien oder die Zuständigkeitskonflikte zwischen den zuständigen Ministerien.  

Fehlender Anschluss an aktuelle Debatten

Unter diesem Hintergrund war es gut mitzubekommen, dass auch viele meiner Kolleginnen und Kollegen den fehlenden Anschluss an internationale Debatten als wichtige Herausforderung sahen. Schon im ersten Monat konnte ich in meiner neuen Rolle Teil einer Gruppe aus Ärzte ohne Grenzen und Caritas international werden, die schon längere Zeit daran gearbeitet hatte, wie diese Lücke durch eine Art humanitären Think Tank geschlossen werden könnte. Gemeinsam haben wir Schritt für Schritt an einem Grundkonzept gebaut, mit Experten, Politikerinnen und Wissenschaftlern über Ziele und Inhalten gesprochen, mit Juristinnen mögliche Organisationsformen abgeklopft und nach Finanzierungsmöglichkeiten gesucht. Neben den Inhalten der Diskussion war auch der eigentliche Prozess sehr spannend, denn schon alleine in Bezug auf unsere Organisationskultur, unsere Entscheidungsstrukturen und unseren Blick auf die Humanitäre Hilfe waren wir hier oder da durchaus verschieden.    

Ich bin nun sehr froh, dass wir im Juli 2018 das „Centre for Humanitarian Action“ (CHA) als Programm der Maecenata Stiftung aus der Taufe gehoben haben. Das CHA soll durch gute und praxisrelevante Analysen zu den aktuellen Herausforderungen der Humanitären Hilfe einen Beitrag zu den relevanten Debatten leisten und so die Humanitäre Hilfe und ihre Rahmenbedingungen besser an den Bedürfnissen ausrichten. Ohne einen Brückenschlag zwischen Praxis und Wissenschaft, zwischen Deutschland und der Welt, wird es nicht gehen. Deshalb wird das CHA mit relevanten Institutionen und Netzwerken in Deutschland (z.B. GPPi oder die Ruhr-Universität Bochum) aber auch vergleichbaren Initiativen in anderen Ländern, wie KUNO (Niederlande), Groupe URD (Frankreich) oder ODI (GB) den Austausch suchen.  

Zukunftsthemen für die Humanitäre Hilfe

Ganz zentral wird es sein, gute, anschlussfähige, aber nicht schon „überkommentierte“ Themen zu finden – denn nur so entsteht ein wirklicher Mehrwert für die humanitäre Praxis. Spannend fände ich zum Beispiel die Frage, wie Humanitäre Hilfe mit Spiritualität umgeht. Die Realisierung der eigenen Spiritualität ist ein wichtiges Element der Menschenwürde– und die wollen wir über Humanitäre Hilfe bei den Betroffenen von Konflikten und Naturkatastrophen unterstützen. Doch haben wir das wirklich auf dem Schirm? Wie können Programme und Projekte aussehen, die die Spiritualität der Betroffenen miteinbeziehen aber die Unparteilichkeit der Hilfe und unsere Neutralität als Akteure nicht in Frage stellen? Natürlich beschäftigt uns auch sehr stark die Frage nach der zukünftigen Rolle der lokalen Zivilgesellschaft in der Humanitären Hilfe, gerade auch in Zeiten, in denen Zivilgesellschaft erheblich unter Druck gerät. Oder der eklatante Verlust der Menschlichkeit in Konflikten, der sich in der Missachtung des Humanitären Völkerrechts ausdrückt; oder der Umgang mit (technologischer) Innovation; oder die Rolle neuer Akteure, also z.B. Wirtschaft, Freiwilligeninitiativen, Diaspora etc. Vorschläge sind willkommen!

Ich freue mich darauf, dass es mit dem CHA nun einen Ort geben wird, an dem mit Unabhängigkeit, Expertise, Kreativität und Energie wichtige Impulse für die Humanitäre Hilfe entstehen können. Das wird nicht nur der Diakonie Katastrophenhilfe gut tun! Das CHA wird hoffentlich auch anderen Organisationen helfen, ihre Arbeit zu verbessern; der Politik, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen; der Öffentlichkeit und den Spenderinnen und Spendern, unsere Arbeit besser zu verstehen – und letztendlich hoffentlich auch die Situation für die Betroffenen verbessern!

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