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Bericht aus der Projektarbeit: Unterstützung gegen sexuelle Gewalt

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„Mein Ex-Mann betrachtete mich als Gebärmaschine. Ich hatte kein Recht, meine Meinung zu äußern.” Aliye, die sich von einer Gewaltspirale erholt und versucht, ein neues Leben zu beginnen, bekommt dabei Unterstützung von unseren Partnern in der Türkei. Esra İpek, Sozialarbeiterin bei unserer Partnerorganisation, erzählte Aliyes Geschichte.

Im Leben der Begünstigten, die ich als Sozialarbeiterin unterstütze, erlebe ich oft, dass arrangierte Ehen, Kinderehen und ein großer Altersunterschied zwischen Frauen und Männern das Risiko für Frauen erhöhen, geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt zu sein. Die Geschichte von Aliye*, die von ihrer Familie zur Heirat gezwungen wurde, ist ein Beispiel dafür. Aber jetzt ist sie von einem Solidaritätsnetzwerk umgeben und hat Hoffnung auf ein friedliches Leben.

Als Partner der Diakonie Katastrophenhilfe besteht das Ziel unseres Projekts darin, Geflüchteten wie Aliye, die in ländlichen Gebieten leben, zu helfen. Wir möchten ihnen den Zugang zu den grundlegendsten Rechten und Dienstleistungen wie Bildung, Gesundheit und Registrierung zu ermöglichen und sie dabei zu unterstützen, auf eigenen Füßen zu stehen.

„Ich hatte keine Rechte“

Aliye, die vor sechs Jahren aus Syrien floh und sich in Batman in der Türkei niederließ, war zehn Jahre lang verheiratet. Ihr Ex-Mann übte von der ersten Woche ihrer Ehe an systematisch physische, psychische und sexuelle Gewalt gegen sie aus. Aliye, die einen 9-jährigen Sohn hat, war sich bis den Einzelgesprächen, die ich mit ihr führte, nicht darüber bewusst, dass sie sexueller Gewalt ausgesetzt war. Nach unserem Gespräch sagte sie jedoch, ihr sei klargeworden, dass sie in ihrer Ehe sowohl sexuelle als auch psychische Gewalt erlebt habe:

„Mein Ex-Mann betrachtete mich als Gebärmaschine. Ich hatte kein Recht, meine Meinung zu äußern. In den Jahren, in denen wir verheiratet waren, fühlte ich mich sehr wertlos, als wäre ich ein Niemand. Zuerst dachte ich, ich sei der Grund für die Gewalt, der ich ausgesetzt war, aber nachdem ich Unterstützung von Support to Life erhalten hatte, wurde mir klar, dass ich nicht die Ursache des Problems war. Jede Frau an meiner Stelle hätte die gleiche Erfahrung gemacht.“

Als Aliye merkte, dass sie es nicht mehr aushalten konnte, beschloss sie, sich scheiden zu lassen, verließ ihr Haus und traf sich mit Support to Life.

„Ich kam direkt zu Ihnen, einen Tag nachdem ich das Haus verlassen hatte. In der Zeit, in der ich verheiratet war, habe ich mich zurückgezogen, ich wollte mit niemandem reden. Als ich mich für die Scheidung entschied und Support to Life kennenlernte, wurde ich extrovertierter und kontaktfreudiger.“

Ein neues Leben

Als Aliye beschloss, ihr Zuhause zu verlassen, ließ ihr Ex-Mann sie ihr Kind nicht mitnehmen. Aliye wandte sich an uns und bat um rechtliche Unterstützung in Bezug auf Scheidung, Unterhaltszahlungen und das Sorgerecht für ihr Kind.

In unserer Rechtsberatung bekam sie einige Informationen zum Thema Frauenrechte und wir verwiesen Aliye an den von der Anwaltskammer bestellten Anwalt. Außerdem konnten wir sie an die Bargeldunterstützungsprogramm anderer Hilfsorganisationen vermitteln, denn Aliye konnte sich nur durch die Hilfe ihrer im Ausland lebenden Schwester eine Wohnung mieten. Auch an unseren Veranstaltungen zu den Themen Geschlechtergerechtigkeit und Frauenrechte nahm sie teil.

Nach Hilfe: Hoffnung auf Sorgerecht

Trotz aller Probleme, die sie erlebt hat, ist Aliye heute auf dem Weg, sich ein neues Leben aufzubauen. Die erste Anhörung in ihrer Scheidungssache hat stattgefunden. Aliye kann ihren Sohn an bestimmten Tagen in der Woche sehen und hofft, das Sorgerecht für ihren Sohn zu erhalten. Aliye, die mit Hilfe ihrer Nachbarn in einer Textilwerkstatt zu arbeiten begonnen hat, sagte: „Ich bin jetzt frei, ich habe ein neues Leben begonnen, ich kann nach meinen eigenen Regeln leben. Ich habe das Gefühl, dass ich aufatmen kann.“

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