K-TUR-2025-9006
SPRINT: Strengthening Protection, Resilience, and Advocacy Networks in Türkiye
Erdbeben
Hayata Destek Dernegi (Support to Life – STL)
Asien
Türkei
01.05.2025 – 30.04.2026
2.000.000,00 Euro
Europäische Union (EU)
Hintergrund
Die Türkei beherbergt weiterhin über 4,2 Millionen Menschen aus anderen Ländern, darunter rund 3,1 Millionen Geflüchtete und Asylsuchende – vor allem aus Syrien, dem Irak, Afghanistan und der Ukraine. Die Erdbeben im Februar 2023 haben bestehende Schutzbedarfe, insbesondere in Hatay, Adıyaman und Kahramanmaraş, weiter verschärft. Trotz Fortschritten beim Wiederaufbau bestehen weiterhin hoher Unterstützungsbedarf bei Geflüchteten und Aufnahmegemeinschaften sowie erhebliche humanitäre Schutz-Risiken. Eine gemeinsame Schutzanalyse von Diakonie Katastrophenhilfe und STL zeigt zunehmende Gefährdungen durch wachsende Fremdenfeindlichkeit, eingeschränkten Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen und wirtschaftliche Instabilität. Die öffentliche Stimmung hat sich deutlich verschärft – 77 % der türkischen Befragten sprechen sich für Grenzschließungen aus. Ereignisse wie die Proteste in Kayseri im Juni 2024 befeuern die Spannungen zusätzlich. Geflüchtete berichten über zunehmende Diskriminierung und erschwerten Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung und humanitärer Hilfe – insbesondere in überfüllten und baulich unsicheren temporären Unterkünften, wo Frauen, Kinder und Menschen mit Behinderungen besonderen Risiken ausgesetzt sind.
Hilfsmaßnahmen
Das Projekt wird von der langjährigen Partnerorganisation Support to Life (STL) umgesetzt und konzentriert sich auf den Schutz besonders vulnerabler Bevölkerungsgruppen – insbesondere Geflüchteter – in den vom Erdbeben betroffenen Provinzen Adıyaman, Kahramanmaraş und Hatay. Ziel ist es, geschlechtsspezifischer Gewalt vorzubeugen, psychosoziale und juristische Unterstützung bereitzustellen sowie wirtschaftliche Notlagen zu lindern. Die Projektaktivitäten umfassen:
Gemeindebasierte Schutzarbeit und Aufklärungsarbeit: Im Rahmen von Informationsveranstaltungen und strukturierten Sitzungen werden Themen wie geschlechtsspezifische Gewalt, rechtlicher Schutz und psychosoziales Wohlbefinden behandelt. Dabei geht es unter anderem um Flüchtlingsrechte, Prävention von Kinderheirat, Formen von Gewalt, häusliche Rollenbilder und Verantwortlichkeiten. Kinder und Jugendliche erhalten gezielte psychosoziale Unterstützung in einem geschützten Raum, der ihnen hilft, Bewältigungsstrategien zu entwickeln und soziale Kontakte zu Gleichaltrigen zu stärken.
Darüber hinaus werden Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit und psychosozialen Unterstützung angeboten – mit dem Ziel, die Teilnehmenden bei der (Wieder-)Aufnahme wirtschaftlicher Aktivitäten zu stärken. Im Mittelpunkt stehen dabei grundlegende Fähigkeiten wie Stressbewältigung, Selbstvertrauen, Kommunikation, Teamarbeit und Problemlösung. Rund 30 Freiwillige aus den Gemeinden werden mobilisiert und geschult, um Fachkräfte bei Aufklärungsarbeit, rechtlicher Beratung und psychosozialen Angeboten zu begleiten sowie gefährdete Personen frühzeitig zu identifizieren.
Bereitstellung spezialisierter Schutzdienste: Ein integriertes Fallmanagement begleitet Menschen mit akutem Schutzbedarf. Besonderes Augenmerk gilt Fällen geschlechtsspezifischer Gewalt, dem Kinderschutz sowie Risiken im Zusammenhang mit Abschiebung oder Zurückweisung. Dazu zählen individuelle psychosoziale und juristische Beratungen sowie finanzielle Unterstützung für Überlebende geschlechtsspezifischer Gewalt (Cash for Protection).
Wirtschaftliche Unterstützung besonders betroffener Haushalte: 2.520 Personen (504 Haushalte) erhalten gezielte Bargeldhilfe zur Deckung grundlegender Bedürfnisse – etwa zur Deckung zusätzlicher Ausgaben in den Wintermonaten. Die Unterstützung in Höhe von 37.220 Türkischen Lira für eine fünfköpfige Familie soll ihre wirtschaftliche Stabilität stärken, negativen Bewältigungsstrategien vorbeugen und eine Grundlage für eine nachhaltige Erholung schaffen.
Monitoring- und Advocacy-Aktivitäten: Ein lokal verankertes Schutzmonitoring wird etabliert, um Risiken systematisch zu erfassen und konkrete Handlungsempfehlungen abzuleiten. Ergänzend finden Sensibilisierungs- und Advocacy-Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen statt.
Insgesamt sollen durch das Projekt rund 11.120 Menschen erreicht werden – davon 8.600 im Rahmen von Schutzmaßnahmen und 2.520 durch Bargeldhilfe.