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Interview

„Sauberes Trinkwasser hat oberste Priorität"

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Daniela Simm ist unsere Kontinentalverantwortliche für Lateinamerika. Sie steht im engen Austausch mit den Helfern vor Ort. Im Interview erklärt sie, warum diese Nothilfe so wichtig ist.

Zerstörtes Gebäude

Wie stellt sich die Situation in Ecuador dar?

Das ganze Ausmaß des Erdbebens in Ecuador wird nur langsam deutlich: Die Zahl der Toten ist auf mehr als 443 gestiegen, viele Betroffene sind noch immer auf der Suche nach Angehörigen. Es gibt viele emotionale Eindrücke, die verarbeitet werden müssen, und dann gibt es auch ganz praktische Probleme: Das Beben traf vor allem einen rund 100 Kilometer breiten Küstenstreifen 200 Kilometer westlich der Hauptstadt Quito. Dort befindet sich die Provinz Manabi. Neben Pedernales wurden auch die Städte Manta und Portoviejo schwer beschädigt. Dorthin zu gelangen ist nicht so einfach. Besonders in ländliche Gebiete vorzudringen ist oft schwierig.

Was sind gerade die größten Herausforderungen?

Das Beben in Ecuador zerstörte auch weite Teile der Infrastruktur. Landesweit sind zentrale Straßen beschädigt und gesperrt, was die Versorgung der Verletzten erschwerte.

Außerdem sind Telekommunikation und Elektrizität immer noch an vielen Stellen unterbrochen. Wir konnten noch nicht einmal alle unsere Partnerorganisationen kontaktieren. Erst nach und nach bekommen wir mehr und mehr Informationen, die wir sortieren und einordnen, um dann die Hilfe entsprechend zu koordinieren. Dazu sind wir in Kontakt mit den lokalen Behörden und mit ACT Alliance, dem weltweiten kirchlichen Netzwerk. Auch mit anderen internationalen Akteuren tauschen wir uns aus.

Wie viele Helfer oder Partnerorganisationen sind im Einsatz?

Die Diakonie Katastrophenhilfe selbst ist mit drei Personen vor Ort. Dazu kommen unsere Partnerorganisationen – zu vieren haben wir bereits Kontakt. Sie organisieren Freiwillige und helfen Notunterkünfte zu erreichen oder auch ganz konkret Hab und Gut der Betroffenen zu retten. Außerdem organisieren sie die Verteilung von Nahrung, Medikamenten und die Betreuung der Betroffen, um Konflikte zu vermeiden.

Die Diakonie Katastrophenhilfe kümmert sich also vor allem erst einmal um die Koordinierung?

Richtig. Wir stehen im engen Austausch mit den verschiedenen Partnerorganisationen, um ihre Hilfe sinnvoll zu unterstützen - dabei liegt das Augenmerk auf die Stärkung der Arbeit der Partnerorganisationen. Wir sammeln systematisch Informationen und schauen dann konkret, welcher Bedarf wo besteht, um dann für gezielte Hilfe zu sorgen.

Die oberste Priorität legen wir auf die Versorgung der Betroffenen mit sauberem Trinkwasser. Das ist sehr wichtig, um Krankheiten und Seuchen vorzubeugen. Deswegen werden wir auch die Verteilung von Hygieneartikeln wie Waschpulver, Zahncreme, Zahnbürsten, Handtücher, Seife, Shampoo, Desinfektionsmittel und Damenbinden unterstützen.

Wo genau ist die Diakonie Katastrophenhilfe in Ecuador im Einsatz?

Wir arbeiten in den verschiedenen Kantonen von Manabi – diese Region ist besonders betroffen. Gleich Anfang der Woche waren wir mit einer Partnerorganisation zwischen Portoviejo und Pedernales unterwegs.

In Ecuador hat die Diakonie Katastrophenhilfe bereits Projekte zur Katastrophenvorsorge betreut. Sind die Leute, die daran teilgenommen haben, jetzt besser vorbereitet?

Das hoffen wir. Zwei unserer Partnerorganisationen haben mit Unterstützung der Diakonie Katastrophenhilfe an der Pazifikküste Ecuadors Schulen und Gemeinden trainiert, wie sie sich im Katastrophenfall zu verhalten haben. Außerdem haben wir Katastrophenmanagement-Komitees weitergebildet und mit ein paar grundlegenden Dingen ausgestattet, die für Evakuierung und Rettung hilfreich sind – wie zum Beispiel einem Notfallkoffer. Wir haben Komitees untereinander vernetzt und mit entsprechenden Ansprechpartnern im staatlichen System in Verbindung benötigt. Ganz konkret wurde auch einen Erdbebenfall simuliert.

Hat diese Katastrophenvorsorge etwas gebracht?

Das können wir nicht genau sagen. Direkt nach einer Katastrophe zu systematisieren, welcher Notfall nicht eingetreten ist, weil wir gut vorbereitet waren, ist immer schwierig. Direkt nach einer Katastrophe geht es vor allem darum, die Betroffenen gut zu versorgen. Das hat oberste Priorität für die Helfer. Erstmal müssen wir Zugang zu allen Gemeinden sicherstellen und das Überleben sichern.

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