Ein Jahr nach der Flutkatastrophe in Bayern und Baden-Württemberg konnte die Diakonie Katastrophenhilfe vielen Menschen in Süddeutschland essenziell beim Wiederherstellen ihrer Existenzen helfen. Eine der Begünstigten der Sofort- und Härtefallhilfen für Flutbetroffene ist Inge Remmele. Sie und ihre Eltern hat die Flut schwer getroffen. Hier lesen Sie ihre Geschichte.
Inge Remmele ist Augenoptikermeisterin, 49 Jahre alt und lebt in Babenhausen (Baden-Württemberg) im Allgäu. Auf dem Land wohnt die Alleinstehende in einem Neubau, direkt neben dem 150 Jahre alten Haus der Eltern, die sie beide pflegt. Kurz vor der Flutkatastrophe war ihre Mutter von der Treppe gestürzt, somit ins Krankenhaus gebracht worden und ihr Vater war auf sich gestellt. Am Tag der Flutkatastrophe erreichte Remmele die Meldung vom Hochwasser vormittags auf der Arbeit – in Sorge um ihren alten Vater machte sie sich schnellstmöglich auf den Heimweg. Doch auf dem Weg nach Hause zeigten sich schon die ersten gravierenden Auswirkungen der Flut:
„Unsere beiden Häuser befinden sich wie auf einer Insel zwischen dem Mühlbach und dem Fluss Günz, wo von beiden Seiten der Wasserspiegel ungewöhnlich schnell angestiegen war. Je näher ich unserem Grundstück kam, desto mehr wurde alles um mich herum weggeschwemmt: Autos, Baumstämme, Zäune - in der ganzen Straße hatte es selbst die Randsteine gelupft“, beschreibt sie.
Alles was nicht tief im Boden verankert war, sei weggerissen worden. „Auch das Getränkelager des Nachbarn war vom Wasser erfasst worden, überall trieben hunderte Kisten mit Bier, Fanta und Spezi auf der Günz und wurden über 20 Kilometer weggespült“, berichtet sie. Ihren Vater konnte Remmele gerade noch mit vereinten Kräften gemeinsam mit Nachbarn aus dem Erdgeschoss des Elternhauses ziehen, wo das Wasser bereits einen Meter hoch stand. „Den ganzen Mittag bis rein in den Nachmittag haben wir dann noch andere benachbarte Häuser abgesucht, um alle Anwohner in Sicherheit zu bringen – auch wenn manche älteren Personen ihr Haus nicht zurücklassen wollten“, erzählt Remmele.
Die Bilanz nach den ersten Tagen des Hochwassers fiel für Inge Remmele gravierend aus: Sowohl der Neubau, auf dem Remmele noch Bank-Schulden hat, sowie das alte Haus der Eltern hatte tiefgreifende Schäden. Durch das Hochwasser waren Böden und Wände im Keller und Erdgeschoss komplett durchnässt und mussten bei den nachfolgenden Reparaturarbeiten herausgerissen werden. Auch das gesamte Inventar innerhalb der Wohnungen war zerstört und musste aus beiden Häusern ausgeräumt werden.
„In den Tagen nach dem Hochwasser stand ich finanziell erstmal vor einer Riesen-Katastrophe und wusste gar nicht, wie ich das nun allein stemmen soll“, erinnert Inge Remmele sich. Zwar war der Altbau, in dem Remmeles Eltern wohnten, pflichtversichert, da es sich hierbei um ein altes, landwirtschaftliches Haus handelt. Doch eine Versicherung für den Neubau mit zusätzlicher Elementar-Versicherung von insgesamt 600 Euro habe sie nie für ihr eigenes Haus abgeschlossen – „das konnte ich mir realistisch nicht leisten.“
Zum Glück hat sie aber starke Unterstützung von ihren Schwestern und durch befreundete Handwerker beim Schlamm schaufeln, Putzabschlagen und dem Betonieren von neuen Bodenplatten bekommen – und besonders die finanziellen Härtefallhilfen durch die Diakonie Katastrophenhilfe in Höhe von 5.000 Euro kam ihr unerwartet zur Rettung im richtigen Zeitpunkt. Damit konnte Inge Remmele neue Fliesen und einen Teil des neuen Inventars in ihrem Haus kaufen.
„Ich bin so dankbar über jede Spende und Hilfe, die ich bekommen habe!“, berichtet Remmele jetzt ein Jahr nach der Flut. „Die Hilfe durch die Diakonie Katastrophenhilfe war gigantisch, das hätte ich nie gedacht. Toll, dass es in Deutschland doch noch viele Menschen gibt, die bei Katastrophen anderen wirklich helfen wollen – tausend Dank an alle Unterstützenden! Das hat eine so große finanzielle und auch emotionale Last von mir genommen.“
Mit Blick in die Zukunft hofft Remmele, dass sie nicht nochmal von einem Hochwasser dieses Ausmaßes getroffen wird – und ist sich gleichzeitig im Klaren, dass es in den kommenden Jahren immer öfter zu klimabedingten Unwettern kommen kann. „Die Flutkatastrophe im Ahrtal hätte uns allen eine Warnung sein sollen. Das war es aber leider nicht, weil man schnell denkt das passiert nicht hier, das betrifft mich sicher nie!“, mahnt sie.
Für den nächsten Katastrophenfall wird sie jedenfalls besser vorbereitet sein – sowohl versicherungstechnisch als auch psychisch: „Durch das Hochwasser habe ich das, was ich jetzt wieder in meinem Zuhause herstellen konnte, zu schätzen gelernt. Egal wie klein der Reichtum oder groß der Schaden ist, man ist dankbar, dass man noch ein Dach über dem Kopf hat oder dass ich inzwischen inmitten der Noch-Baustelle meines Hauses wieder auf Socken laufen kann. Ich schätze plötzlich wieder, wie gut es meiner Familie und mir doch am Ende dieser letzten Monate jetzt geht – besonders weil uns in dieser Lage tatkräftig von allen Seiten geholfen wurde!“