Ernährung für neun Millionen Menschen nicht gesichert
Syrien: Dürre verschärft Versorgungslage
Syrien leidet unter der schwersten Dürre seit 36 Jahren. Erst vor wenigen Monaten hatte das Land die jahrzehntelange Assad-Diktatur überwunden und hofft auf einen Neubeginn, der immer schwieriger wird. „Syrien durchlebt eine entscheidende Phase für die eigene Zukunft. Die Menschen brauchen verlässliche und ausreichende Unterstützung, um nach fast 14 Jahren des Bürgerkriegs wieder auf die Beine zu kommen und neue Lebensgrundlagen aufzubauen“, sagt Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe.
Die Auswirkungen der anhaltenden Dürre in Syrien sind enorm: Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) sind drei Viertel der landwirtschaftlichen Anbauflächen von extremer Trockenheit betroffen. Seit Dezember vergangenen Jahres hat es nur halb so viel geregnet wie im Durchschnitt. Viele Bauern konnten ihre Felder nicht bestellen, auch weil weite Teile der Infrastruktur des Landes noch beschädigt oder zerstört sind. Die Folge: Dem Land fehlen laut FAO dieses Jahr 2,7 Millionen Tonnen Getreide, mit denen rund 16 Millionen Menschen ausreichend ernährt werden könnten. Neun Millionen Menschen - rund ein Drittel der Bevölkerung – haben keinen gesicherten Zugang zu ausreichend Nahrungsmitteln mehr.
Die Diakonie Katastrophenhilfe unterstützt Familien im Norden Syriens beim verbesserten Anbau von Agrarprodukten, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Mitarbeitende der Partnerorganisation BAHAR schulen Bauern beim Einsatz von wassersparenden Bewässerungssystemen oder dürreresistentem Saatgut. Die kurzfristigen Folgen der Dürre lassen sich jedoch nicht verhindern. „Viele Menschen berichten, dass sie ihr noch verbliebenes Vieh verkaufen, weil es nicht mehr genug Weideland gibt. Durch das Überangebot sinken die Fleischpreise und somit das Einkommen, während Preise für Milch und andere Produkte deutlich steigen. Für viele Menschen ist das existenzbedrohend“, sagt Mahelia Hohlfeld, Programmkoordinatorin der Diakonie Katastrophenhilfe für Syrien, und warnt: „Wenn sich die Bedingungen durch die Dürre weiter verschlechtern, werden sich Menschen von der Landwirtschaft abwenden und ihr Glück in Städten suchen.“
Rund 1,2 Millionen intern vertriebene Syrerinnen und Syrer sollen laut UN-Angaben seit dem Fall von Präsident Baschar al-Assad im Dezember 2024 in ihre syrischen Heimatorte zurückgekehrt sein, trotz der weiterhin instabilen Situation im Land. Allein im Juni kamen 360 Zivilisten durch Terrorakte, offene Kämpfe oder andere Formen der Gewalt ums Leben. „Die Zahl macht deutlich, dass Syrien von friedlichen Bedingungen noch weit entfernt ist. Hinzu kommen die noch nicht überwundenen Folgen der Erdbeben von 2023. Die jetzige Dürre trifft die Menschen deshalb umso härter. Es ist eine multiple Krise, die unsere Aufmerksamkeit braucht, andernfalls droht ein gelingender Neubeginn in Syrien zu scheitern“, sagt Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe.
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Tommy Ramm
Pressesprecher Diakonie Katastrophenhilfe
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