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Diakonie Katastrophenhilfe zur Brüsseler Syrien-Konferenz

Syrien braucht dringend Frieden - Zahl der Hungernden steigt dramatisch

Im zehnten Jahr des Syrien-Krieges gibt es aktuell wenig Hoffnung auf einen funktionierenden Friedensprozess und noch immer sind elf Millionen Menschen in Syrien von humanitärer Hilfe abhängig. Die heutige Syrien-Konferenz rückt den Konflikt in Syrien wieder stärker ins politische Bewusstsein und versucht, Unterstützung für die Menschen in Syrien ebenso wie für Millionen Flüchtlinge in den Nachbarländern zu mobilisieren. „Wir begrüßen, dass die EU und die UN die wichtigsten internationalen Geber zusammenbringen, um den verzweifelten Menschen in Syrien und Millionen Flüchtlingen in den Nachbarländern zu zeigen, dass sie nicht allein gelassen werden“, sagt Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe. „Einmal mehr – und aufgrund der aktuellen Pandemie umso dringender - brauchen die Hilfsorganisationen verlässliche und flexible finanzielle Unterstützung der Geberstaaten. Die Geber müssen außerdem dafür Sorge tragen, dass die internationalen Sanktionen das Leid der Menschen in Syrien nicht weiter verschärfen.“

Der Zugang der notleidenden Bevölkerung zu humanitärer Hilfe ist in Teilen Syriens weiterhin stark eingeschränkt. Daher sollte sich die EU dafür einsetzen, dass überlebenswichtige Hilfe und die gerade jetzt dringend benötigten medizinischen Güter ungehindert ins Land kommen können. Die aktuelle Resolution des UN-Sicherheitsrates zu grenzüberschreitender Hilfe läuft am 10. Juli aus. „Von der Syrien-Konferenz muss ein klares Signal an den Sicherheitsrat gehen, dass die wichtigen Grenzübergänge weiterhin offenbleiben müssen. Sonst ist das Leben von Millionen Menschen im Norden des Landes akut gefährdet“, fordert Füllkrug-Weitzel. Mit Blick auf die beginnende EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands ergänzt sie: „Wir erhoffen uns von der Bunderegierung, dass sie ihre EU-Ratspräsidentschaft auch dafür nutzt, dem fest gefahrenen Friedensprozess neuen Schwung zu verleihen. Langfristig hilft den Menschen nur, wenn die Waffen endlich schweigen. In Idlib ebenso wie im Rest Syriens. Der Syrien-Konflikt wird nicht militärisch, sondern nur politisch gelöst – so viel sollte nach all den Jahren des sinnlosen und grausamen Krieges klar sein“, so Füllkrug-Weitzel. Eine politische Lösung könne aber nur mithilfe aller Akteure erarbeitet werden und müsse vor allem die Stimmen und Interessen der syrischen Bevölkerung einbeziehen.

Massive interne Fluchtbewegungen in den vergangenen Jahren und die Zerstörung der Infrastruktur haben das Land in eine dramatische humanitäre Krise gestürzt. Nun kommen noch die aktuellen Auswirkungen der Corona-Krise hinzu. Sie haben die wirtschaftliche Situation in Syrien nochmal verschärft. Acht von zehn Syrerinnen und Syrern leben in extremer Armut. Die immense Inflation nimmt ihnen auch die letzten Ersparnisse. Grundnahrungsmittel werden für viele Menschen unbezahlbar. Das Welternährungsprogramm berichtet, dass die Kosten für Lebensmittel im Laufe eines Jahres um mehr als das doppelte gestiegen sind. In Ost-Ghouta, einem Vorort von Damaskus, sind die Preise für Medikamente zeitweise um das sechsfache gestiegen. Tagelöhner finden aufgrund der Corona-Einschränkungen häufig keine Jobs mehr. In den vergangenen sechs Monaten hat sich die Zahl der Hungernden um 1,4 Millionen Menschen auf 9,3 Millionen erhöht.

„Natürlich hat der Schutz vor Corona aktuell eine hohe Priorität für die lokalen Helfer. Doch die Pandemie darf nicht dazu führen, dass andere Bereiche der Hilfe vernachlässigt werden“, mahnt Füllkrug-Weitzel. „Jetzt muss zusätzliches Geld für Corona-Hilfe fließen und nicht nur bereits zugesagtes Geld umgewidmet werden. Vor allem müssen die lokalen Organisationen zusätzliche finanzielle Unterstützung bekommen, denn sie sind die entscheidenden Hilfsakteure in Syrien – während der Epidemie und auch danach.“ Seit Beginn der Corona-Krise mussten Hilfsorganisationen wichtige Projekte – etwa in den Bereichen Ernährungshilfe und Ausbildungstrainings – zurückfahren, um auf die akute Bedrohung durch das Virus zu reagieren. Außerdem sollte das bisherige Sanktionsregime daraufhin überprüft werden, inwiefern es etwa Instandsetzung von Wohnraum und lokale wirtschaftliche Perspektiven behindert.

Gemeinsam mit lokalen Partnern hilft die Diakonie Katastrophenhilfe seit vielen Jahren in Syrien und den Nachbarländern Jordanien, Libanon, Irak und Türkei. Seit Beginn des Konflikts hat das Hilfswerk mehr als 77 Millionen Euro für die Hilfe in der Region bereitgestellt. Mehr als 1,2 Millionen Menschen konnten mit der Hilfe erreicht werden.

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Tommy Ramm

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