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Jemen: Hilfsorganisationen fordern die US-Regierung zur Rücknahme der Terror-Einstufung von Ansar Allah auf

22 im Jemen tätige Hilfsorganisationen fordern in einem gemeinsamen Aufruf die Regierung Biden dazu auf, die Terror-Einstufung von Ansar Allah, auch als Huthi bekannt, unverzüglich zu widerrufen. Das Land steht nach rund 6 Jahren Krieg am Rande einer Hungersnot. Jede Beeinträchtigung der lebensrettenden Hilfsmaßnahmen und der Versorgung mit Nahrungsmitteln, Treibstoff, Medikamenten und anderen lebenswichtigen Gütern wird das Leben von Millionen Menschen gefährden. Die Rücknahme der Terror-Einstufung ist der einzig wirksame Weg, um die jemenitische Zivilbevölkerung vor den katastrophalen humanitären Auswirkungen zu schützen.

Die vier von der US-Regierung erteilten Ausnahmegenehmigungen für humanitäre Organisationen im Jemen sind bei weitem nicht ausreichend. Sie zielen darauf ab, die weitere Lieferung von Hilfsgütern trotz Terror-Einstufung zu ermöglichen. Es ist jedoch bereits abzusehen, dass es trotz der Ausnahmeregelungen zu Verzögerungen und Unsicherheiten bei der Bereitstellung von Hilfe kommen wird - insbesondere in den von Ansar Allah de facto kontrollierten Gebieten, in denen die meisten Menschen in Not leben.

Die Terror-Einstufung wird zu großen Beeinträchtigungen in der Wirtschaft führen. Für viele Unternehmen wäre das Risiko zu hoch, mit der US-amerikanischen Gesetzgebung in Konflikt zu geraten, wenn sie weiter im Jemen arbeiten. Jemenitische Importunternehmen, die 80 bis 90 Prozent der Lebensmittel, Treibstoffe und Medikamente des Landes einführen, warnen bereits, dass sie ihre Geschäfte einstellen müssen. In der Folge werden die Preise für Lebensmittel, Treibstoff und andere Waren des täglichen Gebrauchs weiter in die Höhe schießen. Lebenswichtige Güter werden für die Menschen noch unerschwinglicher als jetzt - in einem Land, in dem 16 Millionen Menschen bereits jetzt kurz vor dem Verhungern stehen.

Preissteigerungen und Einschränkungen im Handel wirken sich unmittelbar auf die humanitäre Arbeit aus. Beispielsweise werden weitere Unterbrechungen der Treibstoffimporte die seit langem andauernde Treibstoffkrise im Land verschärfen und die Versorgung mit sauberem Wasser, die öffentlichen Verkehrsmittel, die Landwirtschaft, die Stromversorgung durch Generatoren in den Krankenhäusern und andere humanitäre Dienstleistungen weiter beeinträchtigen.

Die jemenitische Wirtschaft erlebt eine Inflation auf Rekordniveau. Es ist zu befürchten, dass internationale Banken ihre Kredite und Finanzdienstleistungen für den Jemen einstellen werden. Jemenitinnen und Jemeniten, die im Ausland arbeiten und Geld nach Hause zu ihren Familien schicken, werden es schwer haben, dies weiterhin zu tun. Bis zu 10 Prozent der jemenitischen Bevölkerung sind auf die Rücküberweisungen angewiesen, um lebensnotwendige Bedürfnisse zu decken. Sie sind die größte Devisenquelle des Landes und machen bis zu 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Humanitäre Organisationen befürchten, dass es noch schwieriger werden wird, Geld in den Jemen zu überweisen, um die Gehälter der Mitarbeitenden zu zahlen und Programme für Bargeldhilfen durchzuführen. Diese sind jedoch eine der wichtigsten Maßnahmen zur Ernährungssicherung im Jemen.

Nicht zuletzt wird die Terror-Einstufung den von den Vereinten Nationen geführten Bemühungen um eine friedliche Lösung des Konflikts schaden. Die Unterstützung des UN-geführten Friedensprozesses ist die einzige nachhaltige Lösung für die Krise im Jemen. Die neue US-Regierung unter Biden hat immer noch die Chance, den eingeschlagenen Kurs umzukehren und stattdessen die Kriegsparteien und die internationale Gemeinschaft dafür zu mobilisieren, den Konflikt und das Leid zu beenden.

Das Statement finden Sie hier

UNTERZEICHNENDE ORGANISATIONEN

ACTED

Aktion gegen den Hunger

ADRA

CARE

Danish Refugee Council

Diakonie Katastrophenhilfe

Direct Aid

Global Communities

HALO Trust

Handicap International - Humanity & Inclusion

International Medical Corps

IRC Deutschland

INTERSOS

Islamic Relief

Ärzte der Welt

Mercy Corps

NRC Flüchtlingshilfe

Oxfam

Première Urgence - Aide Médicale Internationale

Relief International

Save the Children

Search for Common Ground

Pressekontakt:

Aktion gegen den Hunger, Vassilios Saroglou, presse@aktiongegendenhunger.de, 030 279 099 776
ADRA, Matthias Münz, presse@adra.de, 06151 81 15 24
CARE Deutschland, Stefan Brand, brand@care.de, 0170 74 48 600
Diakonie Katastrophenhilfe, Thomas Beckmann, presse@diakonie-katastrophenhilfe.de, 030-65211-1443
Handicap International, Huberta von Roedern, h.vonroedern@hi.org, 089 54 76 06 34
IRC Deutschland, Lydia Ciesluk, Lydia.Ciesluk@Rescue.org, 0179 4195482
Islamic Relief Deutschland, Nuri Köseli, n.koeseli@islamicrelief.de, 0221 200 499-25
Ärzte der Welt, Stephanie Kirchner, stephanie.kirchner@aerztederwelt.org, 0159 04 06 21 04
NRC Flüchtlingshilfe, Per Byman, per.byman@nrc-hilft.de, 0152/599 55 240
Oxfam, Steffen Küßner, skuessner@oxfam.de, 030 45 30 69 710
Save the Children, Susanne Sawadogo, susanne.sawadogo@savethechildren.de, 030 27 59 59 79 120

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Tommy Ramm

Pressesprecher Diakonie Katastrophenhilfe

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