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“Wortfindungsstörungen sind ein typisches Zeichen“

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Andrea Zöller erlebte Traumatisches in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021: Nur mit Not konnte sie sich zusammen mit ihrem Mann und Sohn zur Evakuierungsstelle im kleinen Ort Heimerzheim retten. Dieses Trauma zu verarbeiten, dabei unterstützt sie seit Wochen eine mobile Fluthelferin des Diakonischen Werks Bonn und Region, deren Stelle aus Spendengeldern für die Diakonie Katastrophenhilfe finanziert wird.

Wochenlang vergrub sich Andrea Zöller in ihren Erinnerungen, war antriebs- und auch kampflos. „Normalerweise kämpfe ich für meine Rechte“, sagt sie. „Ich bin da eigentlich wie ein Kampfhund.“ Aber nach der Überschwemmung überforderte die 49-Jährige bereits das Verhandeln mit ihrer Elementarschadensversicherung. Die sollte eigentlich für den ganzen Schaden aufkommen. Doch aufgrund einer angenommenen Unterversicherung verweigert das die Versicherungsgesellschaft. Oder mit der Deutschen Rentenversicherung, die ihre Erwerbsunfähigkeitsrente - Zöller hat eine Vielzahl von Erkrankungen - nicht anerkannte. Oder die Entlassung durch ihren Arbeitgeber in der Probezeit, einem weltweit bekannten Unternehmen für Diabetesmessgeräte, der nicht einsah, dass durch die Überschwemmung ein Homeoffice - schließlich gab es in Heimerzheim noch nicht einmal mehr Strom - unmöglich ist.

Langfristige Unterstützung durch mobiles Fluthelferteam

„Ein ganzer Rucksack an Problemen“, skizziert Trauma-Pädagogin Feuser-Kohler, mobile Fluthelferin des Diakonischen Werkes Bonn und Region. „Und die Überschwemmung ist dann das eine Problem zu viel.“ Zöller fand wochenlang nicht die Worte. Auch heute sucht sie noch manchmal nach Begriffen.  „Wortfindungsstörungen sind ein typisches Zeichen im Nachgang einer traumatischen Belastung“, so Feuser-Kohler. Aber es geht nun wieder bergauf mit Andrea Zöller. Ein neues Auto ist gekauft. Unten im Keller liegt bereits der neue Estrich, den die Handwerker verlegt haben.

Insgesamt vier Vollzeitstellen gibt im Einflussgebiet des Diakonischen Werks Bonn und Region, zu dem auch das schwer von der Überschwemmung betroffene Heimerzheim gehört. „Damit gibt es dann ein langfristiges Angebot für die Betroffenen“, sagt so Marion Schaefer, Geschäftsleitung Diakonisches Werk Bonn und Region. Denn die Stellen sind auf mindestens zwei Jahre angelegt. Neben psychologischer oder traumapädagogischer Unterstützung, helfen auch Sozialarbeiter oder die Seelsorge. Wie hier in der Region entstehen überall in den Überschwemmungsgebieten weitere solcher Teams, die alle aus Spendengeldern für die Diakonie Katastrophenhilfe bezahlt werden.

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