K-ETH-2022-4061
Integriertes Nothilfe- und Friedensförderungsprojekt für konfliktbetroffene Binnenvertriebene und lokale Gemeinschaften in der North Shewa Zone und South Wollo Zone der Region Amhara, Äthiopien.
Flucht und Vertreibung
Ethiopian Evangel. Church Mekane Yesus-Development and Social Service Commission (EECMY-DASSC)
Afrika
Äthiopien
01.08.2022 - 31.07.2023
900.000 Euro
Hintergrund:
Seit November 2020 ist Äthiopien mit einer komplexen humanitären Krise konfrontiert, die auf einen anhaltenden Konflikt im Norden des Landes zwischen den Ethiopian National Defence Force (ENDF) und den Regional Tigray Armed Forces zurückzuführen ist. Darüber hinaus gab es Angriffe der OLF-Shene (Oromo Liberation Front) aus den benachbarten Gebieten, die zu zahlreichen Todesfällen und Verlusten führten. In Amhara wurden nach Angaben der regionalen Behörden im Mai aufgrund des Konfliktes rund 7.700 Menschen aus den Gebieten North Wello, Wag Hamra und North Shewa neu vertrieben. Die neuen Binnenvertriebenen kommen aus schwer zugänglichen Gebieten entlang der Grenze zu Tigray. Dieser neue Zustrom von Binnenvertriebenen verschlimmert die ohnehin schon schwierige humanitäre Lage in der Region. Die Gemeinden sind zudem weiterhin der Gefahr von hinterlassenen Sprengkörpern ausgesetzt. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Amhara wurden im Frühjahr außerdem hunderte Gesundheitseinrichtungen zerstört.
Auch Frustration über begrenzte wirtschaftliche Möglichkeiten, Armut, Arbeitslosigkeit und Ausgrenzungspolitik entlang ethnischer, religiöser oder klassenbedingter Grenzen tragen in Äthiopien teilweise zu den bewaffneten Konflikten, insbesondere Aufständen, Bürgerkriegen und gewalttätigem Extremismus bei. Das hohe Bevölkerungswachstum hat zu einem Anstieg der Jugendlichen geführt, was die hohe Arbeitslosigkeit weiter verschärft. Gemeinsam mit der stetigen Landflucht entstehen immer größere Slums, in denen sich diese Missstände konzentrieren. In den ländlichen Gebieten ist der Unmut über den Zugang zu Land und die Entfremdung von Grund und Boden am stärksten ausgeprägt. Des Weiteren haben Fragen der Ernährungssicherheit, einschließlich des Klimawandels und der Umweltzerstörung, zur Migration und zur wirtschaftlichen, politischen und sozialen Marginalisierung beigetragen und diese verstärkt.
Hilfsmaßnahmen:
Das Projekt leistet integriert Nothilfe für die für unter der Krise leidenden Gemeinden in Amhara und stärkt die Widerstandskraft der Betroffenen. Zur Ernährungssicherung erhalten 1.260 begünstigte Haushalte (6.300 Personen) während der Projektlaufzeit Bargeldhilfen in Höhe von rund 250 Euro. Mit dieser Unterstützung können sich die Familien dringend benötigte Lebensmittel kaufen. Weitere 4.000 Personen erhalten zudem Nahrungsmittel wie Weizen, Hülsenfrüchte und Speiseöl für zwei Monate. Weil viele Vertriebene keine Unterkunft haben, werden zudem Notunterkünfte errichtet. Außerdem werden vier Selbsthilfegruppen gegründet, die die Bedürfnisse ihrer Gemeinden in Form von Gemeinschaftsinitiativen fördern. Für die in diesen Initiativen beschlossenen Maßnahmen werden Zuschüsse in Form von sogenannten Micro-Grants bereitgestellt.
Eine weitere Projektkomponente stärkt die Lebensgrundlagen der von der Krise betroffenen Menschen. Dies geschieht durch Schulung in landwirtschaftlichen Techniken und der Lieferung von Saatgut an insgesamt 800 Kleinbauern. Jugendliche nehmen zudem an einer Schulung zu Geschäftsideen und Arbeitsbereitschaft teil und können anschließend ein Kleinstunternehmen gründen. Insgesamt erhalten 210 Jugendliche ein Startkapital für ihr Kleinstunternehmen, mit dem sie sich ein Einkommen erwirtschaften können.
Auch psychosoziale Hilfe ist Teil der Projektaktivitäten. Dadurch wird der soziale Zusammenhalt und eine friedliche Koexistenz gefördert. Hierzu wird ein Komitee gegründet, dass alle zwei Monate Vertreter verschiedener Parteien zu Friedensveranstaltungen einlädt. Zur Förderung des sozialen Zusammenhalts werden beispielsweise Wanderungen, Turniere und Dorfwettbewerbe durchgeführt. Das Friedenskomitee tauscht sich regelmäßig mit den Projektpartnern zu den Fortschritten und Herausforderungen aus. Ergänzend werden 150 Teilnehmer*innen in psychosozialer Unterstützung geschult und Projekt- und Regierungsmitarbeiterinnen zu Gewaltprävention und Traumabewältigung fortgebildet. Von den Hilfsmaßnahmen profitieren insgesamt etwa 56.740 Personen.