K-SYR-2021-4050
Syrien – Bargeldhilfe in regenerierenden Märkten (Phase II) (CARMA II)
Flucht und Vertreibung
Konsortialpartner: Caritas Österreich, Caritas Schweiz, DKH, GOPA-DERD, Caritas Syrien
Asien
Syrien
01.07.2021 – 28.02.2023
Gesamtprojekt 7 Mio. Euro; davon 2.029.760,00 Euro für den von DKH begleiteten Projektteil
Europäische Union (ECHO - Generaldirektion für Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe)
Hintergrund:
Syrien befindet sich im 12. Kriegsjahr. In Syrien ist mehr als zwei Drittel der Bevölkerung dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Über 90% der Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze. Die Gründe dafür sind vielfältig: zum einen die globale wirtschaftliche Krise infolge der COVID-19 Pandemie, zum anderen die Auswirkungen der Sanktionen und des Krieges in der Ukraine. Die Kaufkraft der syrischen Bevölkerung hat in Folge der durch Hyperinflation und Währungsabwertung hervorgerufenen Preisexplosion dramatisch abgenommen. Selbst 2021, vor dem Ukraine Krieg, hatten sich die Preise für Grundnahrungsmittel verdoppelt, und geschätzt 60% der Bevölkerung ist nun von Nahrungsunsicherheit bedroht. Laut der UN (WFP/FAO Bericht von Juni 2022) gehört Syrien weltweit zu den sechs am meisten von Nahrungsunsicherheit bedrohten Ländern. Nur ein von vier Kindern erhält genügend zu essen. 12 Millionen Menschen sind akut von Nahrungsunsicherheit bedroht (IPC 3+). Davon sind 2,5 Millionen Menschen, von denen geschätzt 1,8 Millionen in Camps leben, von Hungertod bedroht (IPC 5). Und solange der Krieg in der Ukraine andauert werden die Preise für Grundnahrungsmittel und Energie weiter ansteigen. Mit katastrophalen Folgen: drei Viertel der Familien sind nicht in der Lage ihre existentiellen Grundbedürfnisse zu decken, und das Gehalt einer Durchschnittsfamilie reicht gerade für die Hälfte der benötigten Ausgaben, eine Reduzierung der Kaufkraft von 80% gegenüber das Jahr 2020.
Um Mangel und Armut entgegenzutreten und den Alltag zu bewältigen, greifen viele Familien auf negative Bewältigungsstrategie zurück. Sie nehmen Schulden auf oder geben Haushaltsersparnisse aus, reduzieren die Anzahl und Vielfalt ihrer Mahlzeiten oder verzichten auf notwendige Medikamente und Ausgaben für Bildung. Kinder und Jugendliche sind dabei besonderen Risiken ausgesetzt: Oft müssen sie durch Arbeit zum Einkommen der Familie beitragen oder werden vorzeitig verheiratet. Der Umgang mit begrenzten finanziellen Ressourcen belastet die Familienbeziehungen. Häusliche Gewalt und Spannungen sind verbreitet.
Hilfsmaßnahmen:
Mit dem von ECHO finanzierten Konsortialprojekt reagieren die Diakonie Katastrophenhilfe und die Konsortialpartner auf die Bedarfe nach lebensrettender und lebenserhaltender Hilfe in Syrien. Das Projekt unterstützt konfliktbetroffene Familien in Syrien, die ihren Lebensunterhalt alleine nicht decken können. Dazu gehören binnenvertriebene Familien, aber auch Haushalte der aufnehmenden Gastgemeinden. Besonders berücksichtigt werden Familien von alleinerziehenden Müttern oder mit schwangeren oder stillenden Frauen. In dem Konsortialprojekt erhalten 6.558 Haushalte in den Regierungsbezirken Aleppo, Hasakeh, Ländliches Damaskus, Damaskus, Homs, Hama, Deir-ez-Zor und Dara'a Bargeldhilfen, von denen sie lebensnotwendige Güter, vor allem Nahrungsmittel, finanzieren können. Viele Familien leben in beschädigten Häusern ohne Heizung, so dass die Not in den Wintermonaten besonders groß ist. Daher bekommen die begünstigten Familien in den vier Wintermonaten eine zusätzliche Bargeld-Auszahlung für Winterhilfe. Damit können sie Heizmaterial, Decken und warme Kleidung beschaffen.
Eine weitere Projektkomponente leistet Schutz für notleidende Menschen. 1.698 begünstigte Personen können an Sensibilisierungssitzungen, etwa zu Themen wie häuslicher Gewalt, gewaltfreier Kommunikation oder Stressbewältigung teilnehmen. Auch individuelle Fallberatung in Gemeindezentren, Familienräumen oder Schutzzentren gehört zum Angebot. Schutzsuchende Begünstigte können sich hier bei Problemen wie fehlenden Dokumenten, geschlechtsbasierter Gewalt oder Kindesmissbrauch an die Fallbearbeitenden (Case Worker) des Projekts wenden. Zudem leistet das Projekt individuelle Schutzhilfe, wenn keine Lösung durch die Fallberatung gefunden werden kann. Begünstigte Personen erhalten dabei z.B. eine einmalige Bargeldhilfe für spezifische Bedarfe, um zu verhindern, dass sie unmittelbaren Schutzrisiken ausgesetzt sind, oder sie erhalten spezialisierte Sachleistungen, wie etwa den subventionierten Besuch bei einem Facharzt. Insgesamt erreicht das Projekt 32.790 Menschen (indirekt) in den verschiedenen Landesteilen Syriens. Das Konsortium besteht aus Caritas Österreich (CAUT), Caritas Schweiz (CACH), DKH, GOPA-DERD und Caritas Syrien (CASYR).